Shinentai

Info

„Der Mann mit dem Bart, Biggs, starrte auf seine Handflächen. ‚Ich bin immer noch ich! Ich dachte, ich würde verschwinden.'“

– Biggs in Maiden Who Travels The Planet –

Mythologische Hintergründe

Der Shinentai ist eine Figur der japanischen Mythologie. Es sind Geister, deren Verlangen oder Wünsche zu Lebzeiten unerfüllt blieben. Wird das Verlangen des Verstorbenen sehr groß, so formt sich ein Shinentai, ein festes körperliches Abbild des Verstorbenen in der realen Welt. Übersetzt könnte man grob „Gedankenkörper“ oder „Willenskörper“ sagen.

Man bezeichnet damit die drei Figuren Kadaj, Loz und Yazoo aus dem Film „Final Fantasy VII: Advent Children“. Wie später gezeigt wird, findet man Shinentai auch schon im Originalspiel.

Ein Shinentai ist also kein „Gespenst“, sondern besitzt einen physischen Körper. Die Konzeption ähnelt dem so genannten „Wiedergänger“, trifft aber nicht zu, da der Körper des Shinentai nicht mit dem des Verstorbenen identisch ist (wie beim Wiedergänger, der sich aus dem Grab erhebt). Folglich kann der Shinentai auch kein „Zombie“ sein, da ein Zombie durch einen Hexenmeister von den Toten zurückgerufen wird, der Shinentai aber aus eigenem Antrieb entsteht.

Tatsächlich habe ich keine Figur europäisch-westlicher Mythologie gefunden, die dem Shinentai ähnlich wäre. Das ging den Übersetzern Advent Childrens wohl ähnlich, so dass sie den Hilfsbegriff Remnants („Überbleibsel“) für die Übersetzung wählten. Der mythologische Hintergrund ging so verloren, doch die Kernbedeutung, dass die „Silberhaarigen“ eben Überbleibsel (Sephiroths) sind, blieb erhalten. In der offiziellen deutschen Übersetzung ist von „Larven“ und „Fragmenten“ die Rede.

Übertragung in die Spielwelt

In diesem Fall ist unser Geist, dessen Willen unerfüllt blieb, natürlich Sephiroth. Nach seinem Tod konnte und wollte er nicht „zum Planeten zurückkehren“, d.h. seine Seele oder auch „Spirituelle Energie“, wurde nicht vom Lebensstrom absorbiert. Sephiroths Seele blieb also — zunächst — als geistige Einheit im Lebensstrom vorhanden (wie sonst nur bei den Cetra) und sinnte auf Rache. Aus ungeklärten Gründen wurde sein Geist irgendwann dreigeteilt. Vermutlich ist dies auf den mentalen Kampf gegen den Lebensstrom zurückzuführen, der Sephiroths Lebensenergie absorbieren will. Eine andere Theorie besagt, dass es der allerletzte (mentale) Kampf gegen Cloud war, der sein Bewusstsein spaltet. Jedenfalls empfand jeder der drei Teile weiterhin großen Hass und das Verlangen, in die „reale“ Welt zurückzukehren. Diese „bösen Gedanken Sephiroths“ infizierten die spirituelle Energie und verunreinigten sie. Dies geschah natürlich nur im Kleinen – d.h. nur ein winzig kleiner Teil des Lebensstroms wurde so verändert – doch es reichte, um drei Shinentai entstehen zu lassen — „Willenskörper“.

Diese Verunreinigung des Lebensstroms durch Gedanken, sind auf die Präsenz der Jenova-Zellen im Lebensstrom zurückzuführen. Diese hatten ihrerseits einen „dunklen Lebensstrom“ aus kontaminierter Lebensenergie entstehen lassen. Tatsächlich bestehen Kadaj, Loz und Yazoo aus der selben Energie, die Sephiroth gegen Ende des Films in Form der „dunklen Wolken“ beschwört.

Da Sephiroths Geist dreigeteilt war (aus welchen Gründen auch immer) entstanden drei Personen, die jeder für sich nur einen Teil Sephiroths ausmachen.

Shinentai in Final Fantasy VII

Das Konzept der Shinentai findet bereits in Final Fantasy VII Anwendung, wenn auch dort nicht unter diesem Namen und mit dieser Relevanz.

Man denke an die Gi, deren Seelen nicht zum Planeten zurückkehrten, da ihr Hass auf die Bewohner des Cosmo Canyons zu groß war. Als Monster fristen sie nun ein Dasein in den verschlossenen Höhlen unter dem Canyon. Auch die „Geister“ in der Anfängerhalle in Junon — jene Personen, die bei der Zerstörung von Sektor 7 umkamen — sind eigentlich Shinentai. Ebenso der einsame Cetra im „Tempel des Alten Volkes“.

In der Novelle „Maiden Who Travels the Planet“ begegnet Aerith den Seelen von Verstorbenen, welche nicht zum Planeten zurückkehren, da ihre Wünsche zu Lebzeiten unerfüllt blieben — wie Biggs, Wedge und Jesse. Anscheinend reichte bei ihnen der „Antrieb“ nicht aus, als Shinentai in die stoffliche Welte zurückzukehren.